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Verlauf
Mit einem Geländewagen gelangt man auf einer ungeteerten Strasse zum 1100 Meter
hoch gelegenen Ausgangspunkt. Kurz nach Mitternacht startet von hier der fünf-
bis siebenstündige Aufstieg. Die Route führt die steile Flanke, durch scheinbar
weglose Landschaft hinauf. Das Gras ist hoch und die lose Vulkanasche erschwert
den Aufstieg. Das letzte Stück, den Kraterrand hinauf, gestaltet sich besonders
schwierig. Die Steigung ist so steil, das man die schneeweiße Asche mit
ausgestreckter Hand zu fassen bekommt. Die Anstrengung wird auf dem Gipfel mit
einen unvergesslichem Sonnenaufgang belohnt. Die Sonne färbt die bizarr
geformten Lavatürme in wechselndes Licht. In der weiten Savanne wird der Lake
Natron sichtbar. Die Eruptionsarten der Vulkanschlote und Lavaseen sind
überwältigend. Tag für Tag verändert sich die Landschaft des bis zum Rand
gefüllten Kraters.
Es empfiehlt sich aufgrund des
Anfahrtsweges, die Lengai Expedition mit einer Safari in den Ngorongoro Krater
oder die Serengeti zu kombinieren.
Anforderungen
Die Vulkanbesteigung ist ohne technisch Ausrüstung und Bergerfahrung zu
meistern. Jedoch sind die Anforderungen aufgrund der steilen Steigung und der
Gehzeit von bis zu 6 Stunden, trotz geringem Gepäck, nicht zu unterschätzen. Nur
mit ausreichend Kraft, guter Kondition und festem Schuhwerk wird die Besteigung
zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Um einen Blick in den Kraterkessel zu
werfen, gehört natürlich ein gutes Bündel Abenteuerlust dazu.
Hinweis
Der Vulkan ist ständig aktiv und es gibt am Kraterrand keinerlei Absperrungen
oder Sicherheitsmaßnahmen. Jeder Besucher sollte eigenverantwortlich entscheiden
aus welcher Distanz er das Magma betrachtet. Auf dem Gipfel ist Vorsicht
geraten, da heiße Lava oft nicht von Erstarrter unterschieden werden kann. Jeder
Schritt sollte gut überlegt und wenn nötig getestet werden. Es empfiehlt sich
lange und dicke Kleidung zu tragen, um die Haut vor explosionsartigen Spritzern
zu schützen.
Hintergrund
Der 2878 Meter hohe Ol Doinyo Lengai liegt im Norden Tansanias, ca. 2 ° südlich
des Äquators, inmitten des Ostafrikanischen Grabenbruchs, dem Rift Valley.
Der Lengai ist ein heiliger Ort für die im Umkreis lebenden Massai. Nach Ihrem
Glauben befindet sich auf dem, ästhetischer gleichmäßig erhebenden Kegel, der
Sitz der Götter.
Trotz seiner langen Anreise ist er unter Forschern und Geologen einer der
bekanntesten und reizvollsten Vulkane der Erde. Die ungewöhnlich "kalte" Lava
erstarrt beim Ausbruch zu bizarren Formen und porösem Gestein.
Der Vulkan
Der Oldoinyo Lengai (2878 m) ist trotz seiner schweren Zugänglichkeit in der
Fachwelt einer der bekanntesten Vulkane der Erde. Denn die von ihm zur Zeit
geförderte Lava ist auf der Welt einzigartig, da sie sich in ihrer chemischen
Zusammensetzung extrem von allen anderen unterscheidet.
Seine karbonatitische Schmelze - das bedeutet einen hohen Anteil an gelöstem
Soda - ist mit ungefähr 550 Grad Celsius magmatologisch gesehen "kalt". Trotzdem
ist sie dabei dünnflüssig und kann bei ihrem Austritt so schnell fließen wie
Milchsuppe. Bei Nacht glüht das Magma matt rot oder orange, später wird sie
grau. Diese Lava bleicht schnell mit Luftkontakt aus und ähnelt dann Schnee. So
wird das Erscheinungsbild des Berges, insbesondere im oberen Bereich, von dieser
hellen Masse geprägt. Der Lengai ist daueraktiv und sein Gipfelkrater ist
bereits bis zum Rand mit Magma gefüllt. (Auszug von )
Massaigott oder Engai
Für die Massai ist der Ol Doinyo Lengai ein heiliger Berg. Er ist Sitz und
Wohnung von "Engai", des einen und einzigen Gottes", der sich als guter
schwarzer und als strafender roter Gott manifestiert. Der schwarze, gute Gott
steht für Regen, lässt das Gras wachsen (Fruchtbarkeit), der Rote Gott steht für
Blitz und Tod (Zerstörung). Engai hat kein Geschlecht, ist ein absolut
körperlos. Dieser Gott gab ihnen ihre Lebensgrundlage, die Rinder. Sie wurden
vor langer Zeit an den Wurzeln eines wilden Feigenbaumes, von ihm auf die Erde
herabgelassen. Es liegt nahe, dass der Feigenbaum ebenfalls verehrt wird und
jeder Massai, der an einem Feigenbaum vorbeigeht, legt etwas heiliges Gras unter
den Baum. Für die Massai ist auch die Savanne und damit insbesondere das Gras,
als Lebensgrundlage für die Rinder, die Schöpfung ihres Gottes Engai und damit
heilig. Bei Dürren, Krankheit und kriegerischen Auseinandersetzungen mit
Nachbarstämmen opfern die Massai am Fuße des mystischen Berges Lämmer und Ziegen
und hoffen, Engais Zorn zu besänftigen. In Tänzen, Gesängen und Zeremonien
preisen sie ihren Berggott, der ihnen, wenn er gnädig gestimmt ist,
sintflutartigen Regen beschert. Er beschützt Menschen und Vieh - und nur er ist
ewig, alles andere ist sterblich. Die Massai übrigens besteigen den Berg selbst
nicht, tolerieren aber, wenn andere es tun.
Der Ol Dainyo Lengai ist auch noch für ein weiteres Volk heilig; auf der dem
Massailand abgewandten Seite des Berges, leben die Sonjo, ein im Gegensatz zu
den Massai ackerbautreibendes und damit sesshaftes Volk. In ihrem Bantudialekt
nennen sie den Berg Mongongo yo Mugwe, "Berg Gottes". Auf dem Gipfel lebt die
Sonnengottheit Khambegen, die für das Wohl der Sonjo sorgt. Sie glauben im
Gegensatz zu den Massai an ein Weltende, das dann eintritt, wenn der Berg
explodiert. (Auszug von emmet)
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